Reichenbach, Fasnachtszunft Schergässler

Die Reichenbacher Fastnacht

Die Fasentzunft "Die Schergässler Reichenbach e.V." und zahlreiche privat organisierte Fasentgruppen pflegen bereits seit Jahrzehnten das närrische Brauchtum in Reichenbach.

Seinen Ursprung hat Reichenbachs närrisches Brauchtum im Jahr 1927. Damals fasste Turnvater Karl Klumpp den Entschluss, auch in Reichenbach etwas Närrisches auf die Beine zu stellen und die Menschen nach dem ersten Weltkrieg damit wieder fröhlicher zu stimmen.

Dafür nutzte er eine im Ort bekannte Geschichte. Diese besagte, dass der Seppl und das Marieli dann von Götti und Bäsle für Besorgungen mit einer Wurst und einem Wecken belohnt würden, wenn in der Schergaß ein Markt stattfinden würde. Die Erwachsenen waren sich indes sicher, dass dies in absehbarer Zeit nicht geschehen werde, da in Reichenbach bis dahin noch nie ein Markt abgehalten wurde.

Dies änderte Turnvater Karl Klumpp. Im Spätjahr 1927 gründete er den ersten Narrenrat, um 1928 den ersten Schergaße-Jahrmarkt zu inszenieren. Das war die erfolgreiche Geburtsstunde der organisierten "Richebacher Fasent".

Nach einer Zwangspause aufgrund des Zweiten Weltkriegs lebte das närrische Brauchtum 1949 wieder auf. Ein Elferrat unter Vorsitz von Bürgermeister Ferdinand Müller wurde gegründet, ein erster närrischer Umzug im Jahr 1950 durchgeführt. Im selben Jahr wurde der Narrenmarsch "Wenn in d'r Schergaß Johrmärkt isch ..." präsentiert und die erste "Fasent-Zitdung" veröffentlicht. Erstmalig forderte 1950 auch ein eigens für die närrische Zeit inthronisiertes Baronspaar die Ortsgewalt ein.

Ein weiterer Höhepunkt närrischen Brauchtums fand 1962 zum ersten Mal statt: die Fremdensitzung, heute besser bekannt als großer Zunftabend der Schergässler. Anfangs wurde die Veranstaltung komplett von der Fasentgruppe "Reichenbacher Spatzen" gestaltet.

Mit dem Schergaße-Jahrmarkt, dem närrischen Umzug, dem großen Zunftabend, aber auch der Stürmung des Rathauses am Schmutzigen Donnerstag nach dem Stellen des Narrenbaums auf dem Lindenplatz, wurden närrische Veranstaltungen ins Leben gerufen, die die vergangenen Jahrzehnte überdauert haben, zu Traditionen geworden sind und aus der "Richebacher Fasent" nicht mehr wegzudenken sind

Das Bild zeigt die Schergässler in Aktion beim Fasentumzug. Vornweg marschiert ein Schergässler im blauen Filz-Häs mit Holzmaske, weißen Handschuhen und weißer Ganzkopfmütze mit zwei Hörnern, der ein Schild mit dem Reichenbacher Wappen und ringsherum der Aufschrift Fasnachtszunft Schgässler Lahr-Reichenbach trägt. Oben auf dem Schild sitzt eine Schergässler-Figur im Häs aus Holz. Hinter dem Schild-Träger laufen zahlreiche weitere Schergässler im blauen Filz-Häs mit Holzmaske, weißer Ganzkopfmütze mit Hörner, weißen Handschuhen und gelben Scheren.
Die Schergässler in Aktion beim Fasentumzug

Die Fasentzunft "Die Schergässler Reichenbach e. V." wurde 1957 im Gasthof Linde gegründet. Ein Jahr später stellte die Zunft beim Verband Oberrheinischer Narrenzünfte einen Aufnahmeantrag und trat dem Verband im Frühjahr 1959 bei.

Die Häsfigur der Zunft, der "Schergässler", erblickte 1953 das Licht der Welt. Urheberin war Anna Himmelsbach, die Leiterin einer katholischen Mädchengruppe, die anregte sich in irgendeiner Form am Umzug zu beteiligen. So entstand aus einem blauen Arbeitsanzug, blauen Rüschen aus Krepp und einer gelben Holzschere das erste Häs, das nur wenige Jahre später aus Filz gefertigt und mit einer Holzmaske ausgestattet wurde. Auch ein Name für die Figur war schnell gefunden: Da sich im Ort alles, was mit der Narretei zu tun hat in der Schergaß abspielt, wurde die Narrenfigur einfach "Schergässler" genannt.

Die Schergaß ist allerdings in keinem Straßenverzeichnis zu finden. Der Name rührt aus dem Jahr 1827 her, in dem eine neue Hauptstraße eingeweiht und somit die "Alte Landstraße" vom Verkehr "abgeschert" und fortan vom Volksmund "Schergaß" genannt wurde.

Weitere ausführliche und interessante Informationen zur "Richebacher Fasent" und der Fasentzunft "Schergässler" sind unter www.schergaessler.de erhältlich.

Aber nicht nur die "Schergässler" pflegen das närrische Brauchtum in Reichenbach. Im Ort gibt es auch eine Vielzahl an privat organisierten Fasentgruppen, die mit großem Engagement und jährlich neuen Ideen die Fasent auf ihre unnachahmliche Art bereichern und leben.